Absender: Joachim  Raff (C00695)
Erstellungsort: [ohne Ort]
Empfänger: Doris  Raff (C00693)
Datierung: 15. April 1857 (Quelle)
Standort: Bayerische Staatsbibliothek (München)
Signatur: Raffiana II
Umfang: 4 Seiten
Material: Papier
Schreibmittel: schwarze Tinte
Incipit: Mein liebes, liebes, süssestes Herz!
Ich mag gar nicht ernstlich daran denken, dass ich dich nicht mehr habe

Ging nach dem Abschied von der E. zu Körner, der so viel traitiere, wie er das nur von Schuberth kenne. Durch Freund Schott wurde er in dieser Hinsicht schon lange nicht mehr verwöhnt. Konnte Körner für sich einnehmen. Nach dem Mittagessen schleppte er ein Paket zu Körner ins Gewölbe, spielte dort alte Sachen von ihm auf mehreren Klavieren und ging mit diesem spazieren. Körner habe versprochen, eines oder zwei Werke R.s in seine Sammlung aufzunehmen op. 69. Lobe sei bei diesem gewesen, der ihn zur Herausgabe einer Musikzeitschrift überreden wolle. Er wolle auch eine Musikschule in Erfurt gründen, dafür schiene ihm R. der richtige Mann. Habe das Projekt des Händel-Albums erwähnt, habe erfahren, dass Körner ein Mozartalbum in der Art des Beethoven-Albums herausgeben wolle. Habe davon abgeraten, da sich das Beethoven-Album nicht gut verkaufte. Habe für das Händel-Album eine lebhafte Neigung an den Tag gelegt. Habe ähnlich wie Schuberth reagiert, daher erwarte er, dass sein Enthusiasmus nicht lange wirke. Verpassten den Zug. Berichtet vom darauf folgenden Spaziergang und vom Besuch in Körners "Stammhause", wo er auch Schades Vater angetroffen habe. Werde Körner bald die beiden fertigen Stücke zur Einsicht schicken. Zuhause öffnete ihm niemand, so musste sich R. ein Nachtquartier suchen. Pauline habe sich wohl so viel Zeit genommen, sich anzuziehen, dass R. dachte, niemand sei zuhause. Vater gehe es gut, Dikchen [Antonie Genast] sei wieder auf den Beinen. Die gestrige Komödie soll schauerlich gewesen sein. Wolle zwei Zeilen an Körner schreiben und ihm die Suiten [neben op. 69 op. 71, op. 72 ist noch nicht fertig] schicken. Mutter sage, die "[%]" sei poco a poco abgefallen. Hattstadt [?] sei nach dem ersten Akt gerufen worden. Mutter habe ihm die Nummer der Abendzeitung mitgeteilt, in der ein geradezu verrückter Aufsatz von Damrosch über die Leipiger Concert [%] abgedruckt ist. Ein Aufsatz von Zellner sei auch darin, in dem R. ehrenvoll erwähnt wird. Hofft, dass die E. gut in Darmstadt angelangt ist. 15.4. Nachschrift: Die E. solle nicht vergessen, den Klavierauszug der "sizilianischen Vesper", sobald möglich, erhältlich zu machen op. 81? oder der originale Klavierauszug. Will, dass Schott die Sachen vor der Messe bekäme. In Wien spiele man heute die Liebesfee op. 67 mit Klavier.


Zitiervorschlag: Raff, Joachim: Brief an Doris Raff (15. 4. 1857); https://portal.raff-archiv.ch/A01724, abgerufen am 24. 4 2025.