«Raff-Casts»

Für Joachim Raff gleicht seine Arbeit an diesem Musikdrama einem Lebenswerk. Das Libretto schreibt er selbst, parallel zu einer Doktorarbeit zum biblischen Stoff, die er an der Universität Jena einreichen möchte, um sich seinen Worten nach «in der Gelehrtenwelt hinlänglich [zu] accreditiren». Die Doktorarbeit bleibt unvollendet, doch das Musikdrama in drei Abteilungen (fünf Aufzügen) bleibt von den Bühnen und Orchestern unbeachtet, trotz diverser Stimmen, die einen großen Erfolg in Aussicht stellen. Franz Liszt reagiert laut Raff begeistert auf erste Auszüge: «Die drei Akte, die ich heute Mittag mit Liszt durchgenommen, haben ihn enthusiasmirt.» Nach seinem Tode (1882) bekundet Hans von Bülow seine Faszination der Witwe Doris Raff gegenüber: «…das (dramatisch)-Gesangliche hat mich fast durchgängig im höchsten Grade überrascht. Reiche, schöne – ‚blühende‘ – Melodik – ungeheuer sangbar – ungeheuer dankbar!»

Dennoch kommt das Werk erst nach umfänglichem Engagement der Edition Nordstern, die das Werk erstmals ediert hat, und der Joachim-Raff-Gesellschaft im 21. Jahrhundert zur Uraufführung – im Jubiläumsjahr zum 200. Geburtstag am Weimarer Nationaltheater. Und nicht nur das: 2023 gelingt eine fulminante konzertante Aufführung an den Bühnen Bern sowie eine Einspielung in Zusammenarbeit mit dem Label Schweizer Fonogramm. Ein Nachklang bietet nun das dritte FAP – «Feature als Podcast» – der Joachim-Raff-Gesellschaft, verfasst von Magdalene Melchers. Es widerspiegelt die intensive Auseinandersetzung der Dirigenten, der Solist*innen und der Produzentin mit einem Werk aus dem 19. Jahrhundert, das zurecht als zeitlos beschrieben werden kann. Sicht- und Hörweisen aus verschiedenartigen Perspektiven vertiefen das Verständnis für die Bedeutung dieses inhaltsschweren Musikdramas.

Eine Produktion von Magdalene Melchers. Sprach-Beiträge von: Res Marty, Philippe Bach, Olena Tokar, Severin Kolb, Dominik Beykirch, Jens Petereit, Graziella Contratto und Magnus Vigilius

Audio samples
  • Uraufführung in Weimar

    Samson – Peter Sonn
    Delilah – Emma Moore
    Oberpriester – Avtandil Kaspeli
    Abimelech – Uwe Schenker-Primus
    Micha – Taejun Sun
    Seran von Ascalon – Oleksandr Pushniak
    Oberpriesterin – Sayaka Shigeshima
    Gefangenenwärter – Jörn Eichler
    Frau aus dem Volke – Franziska Löber

    Chor mit Studierenden der Musikhochschule Weimar
    Opernchor des Nationaltheaters Weimar
    Staatskapelle Weimar
    Leitung: Dominik Beykirch

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  • Einspielung Bern 2023

    Samson – Magnus Vigilius
    Delilah – Olena Tokar
    Abimelech – Robin Adams
    Oberpriester – Christian Immler
    Micha – Michael Weinius
    Oberpriesterin – Mirjam Fässler
    Seran von Askalon – Christian Valle
    Ein Gefängniswärter – Bareon Hong
    Frau aus dem Volke – Katharina Willi

    Chor der Bühnen Bern
    Zsolt Czetner (Einstudierung)

    Berner Symphonieorchester
    Philippe Bach (musikalische Leitung)

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