Symphonie Nr. 3 F-Dur. Im Walde
Opus 153
ID: | B0181 |
Musik: | Joachim Raff (C00695) |
Besetzung: | Orchester |
Alternative Besetzung: | Klavier vierhändig |
Kompositionszeitraum: | Januar 1869 bis Dezember 1869 |
Uraufführung: | 17. April 1870 in Weimar , Hoftheater Dirigent*in: Karl Stör |
Erfasste Ausgaben: | Kistner (1871) |
Während in Carl Maria von Webers romantischer Oper «Freischütz» der deutsche Wald nach dem Bonmot von Hans Pfitzner die Hauptrolle übernimmt und Schumanns «Waldszenen» zu den erfolgreichsten Sammlungen von lyrischen Klavierstücken überhaupt zu zählen ist, reiht sich auch eine Symphonie, die sich dem Wald annimmt, unter die meistgespielten Werke ihrer Gattung: Raffs Symphonie Nr. 3 «Im Walde». So bedeutende Dirigenten wie Hans von Bülow, Arthur Nikisch, Richard Strauss oder Arturo Toscanini brachten das Werk nicht nur in Europa, sondern auch in der «Neuen Welt» und Russland zum Erklingen.
Wie üblich besteht die Symphonie aus vier Sätzen, denen die traditionellen Satztypen zugrunde liegen: Auf ein Kopfsatz in Sonatenform folgen ein Largo und ein Scherzo, die zusammen eine Abteilung bilden (eine Eigentümlichkeit, die Gustav Mahler später wohl von Raff übernehmen wird) sowie ein grossdimensioniertes Finale, wiederum eine Sonatenform – allesamt mit poetischen Überschriften. Gemäss dem handschriftlichen Programm, das sich in Raffs Nachlass findet, wandelt der Protagonist der Symphonie im Wald – idyllische Töne herrschen im ersten Satz vor («Am Tage. Eindrücke und Empfindungen»). Der immer wieder erklingende Hornruf am Satzbeginn beeindruckte Pjotr Tschaikowsky zutiefst. Doch in der zweiten Abteilung schläft der Protagonist in der «Dämmerung» (so die Überschrift der beiden Mittelsätze) ein und träumt im zweiten Satz, dessen schmachtender Tonfall und die unstete Harmonik die Zeitgenossen mit der Musik Richard Wagners in Verbindung brachten, von seiner Geliebten. Bald ändert sich mit dem «Tanz der Dryaden» die musikalische Faktur: Raff nimmt den von Mendelssohn im Oktett und in der Ouvertüre zum Shakespeare’schen «Sommernachtstraum» geprägten Elfenton auf. Nach dem holzbläserlastigen Trio des Satzes folgt die Scherzoreprise, in der Raff plötzlich das Hauptthema des langsamen Satzes in die elfenhaften Klänge einbettet. Im Finale treiben die Geister ihren Spuk immer bunter: Nachdem Raff aus einem Naturklang ein dichtes kontrapunktisches Netz geknüpft hatte (nicht unähnlich Wagners «Waldweben»), nähert sich – wie aus der Ferne – ein immer dissonanter werdender Marsch, dessen Klangwelten den phantastischen Sätzen von Hector Berlioz viel zu verdanken haben: Wotan, Frau Holle und ihr Gefolge machen den Wald unsicher und verschwinden danach wieder in der Ferne – ein zeitgenössischer Rezensent hielt diese tumultuöse Passage für die hässlichste Musik, die er je gehört habe. Nach der zweiten Wiederkehr des Spukes (der Reprise) erweist sich Raff als Meister der Thementransformation: Aus dem kontrapunktischen «Waldweben» entsteht nach der Manier der Kontrastdramaturgie ein musikalischer «Sonnenaufgang» – mit dieser Apotheose der Natur schliesst das Werk versöhnlich.
Severin Kolb
Bereitgestellt durch Joachim-Raff-Archiv
Bereitgestellt durch Joachim-Raff-Archiv
Bereitgestellt durch Joachim-Raff-Archiv
Bereitgestellt durch Joachim-Raff-Archiv
Bereitgestellt durch Joachim-Raff-Archiv
Bereitgestellt durch Joachim-Raff-Archiv