Absender: Franz  Liszt (C00543)
Empfänger: Joachim  Raff (C00695)
Datierung: Dezember 1850 (Quelle)
Material: Papier

beglücktwünscht Raff zu seinem Verhältnis mit Doris Genast, bezeichnet sie als "bezaubernde Muse", stellt aber in Frage, "ob sich damit viel fugiren und polyphonisiren lässt". Belloni, auf dem Weg "Grandmaitre absolu des Concerts" in Paris zu werden, sei heute nach drei Tagen Aufenthalt abgereist. Er werde Raffs Rat bezüglich seiner Kompositionen befolgen. Raff habe Recht, wenn er eine "sehr trübselige, tief melancholische Ader" in Liszts Gemüt entdecke, jedoch keine Eitelkeit oder Eigenliebe. Zitiert Heinrich] Heine. Er will sich gänzlich in "seinem Innern einschliessen und abschliessen". Reissigers Brief sei "liebenswürdig diplomatisch". Liszt hätte aber die erste Aufführung von "König Alfred" [WoO 14] abgewartet, ehe er ihm geschrieben hätte. Die Karriere als deutscher Komponist sei momentan wenig lukrativ. Schubert [Schuberth] habe ihm das ihm gewidmete Trio von Henselt geschickt, das er sich in Weimar vornehmen wolle. Der Grossmogol [Schuberth] sei in Hamburg. Prinzessin Marie sei noch immer krank, der Arzt Möller sage, Genesung werde in vier bis fünf Tagen eintreten. Vor dem 18. Januar sei ihm die Rückkehr nach Weimar daher nicht möglich. Dies täte ihm Leid wegen Szerdahely [Ede] und Jadasson [Salomon]. Fragt nach dem Grund, warum Winterberger seine Kompositionsstunden nicht mit Jadasson teilen wollte. Die "König Alfred"-Proben sollen erst zwischen den beiden Geburtstagen stattfinden. Ziegesar habe ihm bezüglich "Tannhäuser"- und "Lohengrin"-Vorstellungen geschrieben. Erstere könne in der letzten Januarwoche angesetzt werden, zweitere zwischen den beiden Geburtstagen. Das "Weimarer Philistertum" werde sich wahrscheinlich für "Zar und Zimmermann" [Lortzing "enthusiasmiren". Stichelt gegen Flotow. Er solle Schuberts "Alfonso und Estrella" nicht ganz vergessen, da Escudiers darauf warten. Das Arrangement solle spielbar sein. Fragt, ob Szerdahely in der Altenburg wohne.


Zitiervorschlag: Liszt, Franz: Brief an Joachim Raff (30. 12. 1850); https://portal.raff-archiv.ch/A02236, abgerufen am 17. 2 2025.