Absender: Joachim  Raff (C00695)
Erstellungsort: [Weimar]
Empfänger: Doris  Raff (C00693)
Datierung: Quelle undatiert
Standort: Bayerische Staatsbibliothek (München)
Signatur: Raffiana II
Umfang: 5 Seiten
Material: Papier
Schreibmittel: schwarze Tinte
Incipit: [ohne Anrede]
Eben lege ich meine Partitur bei Seite, und widme mich nur dir

Lege die Partitur Samson WoO 20] zur Seite, um der E. zu schreiben. Habe den ganzen Tag im Zimmer gearbeitet. Die Eltern [Eduard Genast und Christine Genast] seien die einzigen, die im Haus nicht dem Müssiggang frönen. Ärgert sich über Johanna [Genast]. Lauchert habe sich in Gotha mit der Prinzessin Amalia von Hohenlohe protestantisch getraut. [Oskar] Schade mache sich mit Melanie Baum zu schaffen. Die alte Baum begünstige das Verhältnis. Die jungen Leute sehen sich bei Martinis. Vor der Hand erhalten die Mädchen nicht viel, werden aber mit der Zeit 60-80000 Thlr haben. Sei froh, dass er nicht mehr in dieser Richtung zu kämpfen habe. Der zweite Akt [Samson WoO 20] sei übermorgen fertig. Habe also für die zwei Akte nur drei Wochen gebraucht. DIe Partitur sei nun 238 Seiten stark. Hofft, dass er für einen Aufzuge nicht mehr länger als 4-5 Tage brauche, so dass erin einem Monat fertig sei. 8.5.: Fühle sich nicht besser. Sei nun am Schlussensemble des zweiten Akts. Habe eine Brief von [Jean Joseph] Bott aus Meiningen erhalten, der mitteile, dass der Herzog keine Aufführung für diese Saison beliebt und dass der Erbprinz mit Lilienkron in Paris sei, aber bestimmt habe, im nächsten Winter etwas für den E. zu bewerkstelligen. Morgen sei Generalprobe von [Eduard] Lassens Oper ["Landgraf Ludwigs Brautfahrt"]. Wolle hin, da die Vorstellung nicht genüge, sich ein Urteil in der Sache zu haben. Auch eine historische Vorstellung finde morgen statt, die R. besuchen wolle. Der Barbier R.s, der die Wache bei Bosco habe, erzähle R. Details über Rieds Cur. Mutterchen [Christine Genast] habe in der historischen Vorstellung zu tun. Gehe zweimal strammer einher, seit ihr Dittmer und Goullon [?] mitgeteilt haben, dass ihre Gesundheit nichts Beunruhigendes drohe. Vater [Eduard Genast] wolle diesen Monat auch wieder spielen. Fragt, ob Grobaker [?] wieder abgeschlossen habe und wie hoch. Fragt, ob Jaskewitz keine Angst gehabt habe, dass er um die E. geprellt werden könnte und ob die E. Händel schon gesehen habe. R. sei seit seiner Ankunft im Preise gestiegen. Liszt habe sich auch hinter Soupperchen [Soupper] gestellt, ob R. seine Oper [Samson] nicht lieber hier geben wolle. Fragt, ob Tescher [?] kein Wort über den Samson verloren habe. Werde sehen, wie er mit seiner Oper reüssiere. Will diesen Sommer auch noch leichtere 3 Acte herzustellen suchen [eine komische Oper???], um nächsten Winter mit zwei Werken die Bühnen in Beschlag zu nehmen. Werde sich lieber totarbeiten, als die Hände in den Schoss zu legen. Soldaten-, Kriegs- und Schlachtmetaphern über R.s Lage. Madame Strat [?] sei wieder hier. Ob diese auf die schlimme Lage der Fürstin [Carolyne zu Sayn-Wittgenstein] spekuliere? Gerüchte über [Franz] Dingelstedt zirkulieren. Aus Beaulieus [Olivier de Beaulieu-Marconnays] mündlichen Reden habe R. entnommen, dass dieser Verbindungen zu Wiesbaden habe, mit Fürsten Wied [?]. Verscuht, Empfehlungen zu erhalten. Von [Bartholf Senff habe R. noch keinen Brief.


Zitiervorschlag: Raff, Joachim: Brief an Doris Raff ([7. 5. 1857]); https://portal.raff-archiv.ch/A01735, abgerufen am 13. 2 2025.